Startrails..

05.06.2014 22:30

.. oder wie schnell sich doch die Erde dreht!

Ich möchte heute mal ein wenig philosophieren. Das hab ich manchmal. So komische Gedanken. Über Dinge, die irgendwie total normal und selbstverständlich sind für uns, und bei näherer Betrachtung auch wieder nicht. Oder einen dann verwundern, staunen, grübeln oder zumindest mal nachdenken lassen..

Ich habe mal bei einem Posting eines Mondbildes in einer FB-Gruppe geschrieben, dass ich es immer wieder faszinierend finde -wenn ich es mir bewusst mache und darüber nachdenke-, dass wir alle den gleichen Mond sehen. Womit ich natürlich alle Menschen auf diesem Erdball meine. Ihr denkt jetzt erstmal, häh, wat will se? Aber es ist doch so, dass einen der Mond irgendwie verbindet, wenn man mal drüber nachdenkt. Egal, wer wo an welchem Fleckchen Erde in den Himmel blickt, er sieht den gleichen Mond! Die Erde kommt uns so groß vor, und jemand kann gefühlt sooo weit weg sein, aber ein Blick in den Himmel, und man sieht das gleiche Bild. Ist das nicht schon irgendwie faszinierend, wenn man mal drüber nachdenkt? Ich hoffe, Ihr könnt meinen Gedanken nachvollziehen..

Worauf ich aber heute eigentlich hinaus will: Ist Euch eigentlich bewusst, WIE schnell sich die Erde dreht?? :-D

Ja na klar, werdet Ihr sagen, einmal am Tag um die eigene Achse, im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie unter! Und wer nen eigenen Garten hat oder auch "nur" einen kleinen Balkon oder das Bürofenster in die falsche Richtung oder.., dem wird dieser Verlauf sicher ganz bewusst sein. Mir auch. Durchaus. Ich bin ja auch jemand, der den Mond öfter und eingehend beobachtet und natürlich weiß, dass sich dieser in wenigen Stunden sehr weit über den Himmel bewegt (das stimmt jetzt physikalisch überhaupt nicht, ich weiß, ich rede ja hier auch von der Erdrotation). Und obwohl man das weiß, es ganz normal ist und ansich überhaupt nichts Spektakuläres.. ist es das eben doch! Wenn man mal näher drüber nachdenkt. Oder so wie ich neulich, es anhand von Fotos direkt vor Augen geführt bekommt!

Wie Ihr wisst, war ich letztes Wochenende zum gruseligen Langzeitbelichten unterwegs. Und nachdem ich an der Kirche direkt ja relativ zügig meine Siebenfotosachen wieder zusammenkramte und vor dem imaginären Buschekeckmann in mein vermeintlich sicheres Auto floh, fuhr ich noch ein wenig durch unser Städtchen -um die Kirche drumherum- und hielt Ausschau nach weiteren geeigneten Motiven. Die sich nicht boten, aber das nur am Rande. So kam es, dass ich noch einmal auf dem Parkplatz Straße an der Stör das Stativ vom Beifahrersitz pflückte und ein paar Fotos machte. Die Position war nicht wirklich geeignet für gute Langzeit-Bilder (aber wir haben uns ja schon darauf geeinigt, dass auch unsere Kirche das generell nicht ist), aber es ging mir ja nur ums Ausprobieren der Einstellungen. Welche Blende und welche Belichtungszeit ergeben welches Bild? Also murrt bitte nicht rum, wenn ich gleich die (Übungs)Bilder zeige, die sind wirklich nicht toll.

ABER, was diese Testfotos eindeutig zutage brachten, ist die Erkenntnis, wie schnell sich die Erde wirklich dreht!

Ich wusste aus der Gruppe auf FB, dass die magische Grenze bei Langzeitbelichtungen -wenn man KEINE sogenannten Startrails (Sternspuren) auf den Bildern haben möchte- bei wenigen Sekunden liegt. Bereits ab ungefähr 20-25 Sekunden Belichtungszeit sind die Sterne als Streifen auf den Bildern zu erkennen (bei klarem Himmel versteht sich, und es kommt auch auf die Brennweite an, wie stark sie abgebildet werden). Nun ja, dieses (mein) Wissen könnte man durchaus mit dem über die Glaskugel vergleichen. Mir war bewusst, DASS diese eine Lupe ist, aber nicht WIE SEHR (die sticht)! Ich wusste eben auch, dass die Erde sich dreht, logo, aber nicht, WIE schnell! Bis ich die kleinen Spuren eines Sterns auf meinen Bildern entdeckte.

Wie gesagt, bitte beachtet nicht das doofe Foto, es geht jetzt wirklich nur um den Stern links neben der Kirche.

Schon bei 30 Sekunden Aufnahme sieht man, dass es kein klarer Punkt ist (Verwacklungen sind wegen Stativbenutzung ja quasi ausgeschlossen), sondern schon ein sichtbares Stückchen "verwischt":

 

Bei einer Belichtungszeit von 60 Sekunden sieht der Sternstrich schon so aus:

 

Und nun, und das hat mich wirklich beeindruckt, seht Ihr die Sternenspur bei einer Belichtungszeit von 120 Sekunden, was nach Adam Riese und wenn ich richtig gerechnet habe nicht mehr und nicht weniger als genau 2 Minuten sind:

 

Ich weiß, das letzte (und wichtigste) Bild ist schief! Ich hab da nochmal die Kamera verstellt, weil ich im Dunkeln dachte, es wäre schief. Bis dahin war es astrein ausgerichtet. hmpf. Egal. (Und für die ganz Klugen: Ja, ich weiß, dass ich es begradigen kann, ich will aber nicht! Es dient nur kurz zu Demonstrationszwecken, und das geht auch in schief!)

Aber seht Ihr DIESEN Streifen?? Mal ganz ehrlich, auch wenn es Euch auf den ersten Blick unspektakulär erscheint. Wir reden hier von zwei Minuten! Dieser Stern hat innerhalb von 120 Sekunden DIESEN deutlich sichtbaren Weg zurückgelegt. Letztlich ist ja schon das 1-Minuten-Bild beeindruckend! Wenn man sich überlegt, dass man diese Bewegung (Drehung) normalerweise gar nicht wahrnimmt, überhaupt nicht merkt, und die aber SO doll vorhanden ist.. Also, ICH finde das total krass, wenn ich das näher betrachte (wo wir nebenbei bemerkt wieder beim Motto von Rangezoomt sind!!!) und stelle fest:

Unglaublich, WIE schnell sich die Erde dreht!