Seitensprung!
10.08.2014 16:00Ich glaube, Fotografie (oder auch jedes andere Hobby, das man mit absoluter Leidenschaft und Hingabe ausübt) ist vergleichbar mit einer guten, langjährigen Ehe (oder auch Beziehung ohne Trauschein):
Man ist zufrieden - im Idealfall sogar glücklich -, man weiß und schätzt, was man hat, man möchte es nicht missen, fühlt sich sicher und wohl, hat sein "Zuhause" darin.
Aber irgendwann macht sich vielleicht auch mal ein kleines bisschen Langeweile breit, es entsteht Lust auf Abwechslung. Man möchte etwas Neues erleben.. ohne natürlich seine Beziehung damit in Frage zu stellen oder gar aufgeben zu wollen.
Also. Ich gestehe. Ich gehe fremd!
Ich liebe die Makrofotografie, da bin ich fotografisch Zuhause. Das ist Leidenschaft, da steckt echt mein Herzblut drin! Und das wird auch immer so bleiben! Aber wie das mit langjährigen Ehen mal sein kann..
Es kommt der Punkt, da reicht das einfach für ne Weile nicht mehr.. Wie ich neulich schon schrieb, bin ich in der Makrofotografie für diesen Moment mal an meine Grenzen gekommen. Nicht, dass ich mich da nicht auch noch weiterentwickeln würde, da habe ich gar keine Zweifel. Aber irgendwie bin ich da im Moment auch "satt". So ein bisschen. Wenn man 99 % der Bilder im eigenen Garten macht, wiederholt sich das eine oder andere dann doch irgendwann. Eigentlich eher alles. Und wer will schon jeden Tag zu Hause Nudeln essen, wenn es da draußen auch noch Steak gibt??
Richtig. Ich nicht. Deshalb fische ich im Moment mal nicht in heimischen Gewässern, sondern bin abseits der gewohnten Pfade unterwegs.
Langzeitbelichtungen haben mich ja schon länger gereizt, und nach dem kurzen Trip auf den Jahrmarkt Anfang der Woche, konnte ich nun am Wochenende endlich mal in aller Ruhe nach Hamburg. (Sollte ich an dieser Stelle nochmal auf meinen Langzeit(belichtungs)gruseln.. Post verweisen?) Erstes Ziel sollte die Speicherstadt sein, schön die blaue Stunde ausnutzen. Danach war eigentlich noch ein Besuch auf dem DOM geplant, aber so weit kamen wir gar nicht. Das gibt es doch nicht, WIE schnell die Zeit vergeht, wenn man etwas macht, das einem so irre Spaß macht.. Naja, nun haben es Langzeitbelichtungen aber naturgemäß auch so an sich, dass sie eben lange Zeit in Anspruch nehmen.. ;-) Es ist schon erstaunlich, wie wenig Bilder ich in so vielen Stunden machen kann, wenn ich nicht mit dem Makro auf der Jagd bin.
Ich muss echt gestehen, ich bin total verknallt und hin und wech. Nicht, dass ich meine tiefe Beziehung mit der Makrofotografie aufgeben würde, niemals, aber so ein kleines Techtelmechtel mit Langzeitbelichtungen, Städte- und wieder mehr Landschaftsfotografie.. das wird doch erlaubt sein? Im wahren Leben habe ich einem Menschen ein Versprechen gegeben, das ich auch halte, und sogenannte "offene Beziehungen" finde ich persönlich unsinnigundbeschisshochfünf, ABER meine Liebe zu Nahaufnahmen ist ja eher eine einseitige Beziehung, und ich denke, es tut keinem weh, wenn ich mal was mit nem anderen Bereich anfange..
Mein Herz macht echt einen Satz, wenn ich die Bilder sehe, die Freitag entstanden sind. Das hat wirklich sooo unglaublich Spaß gemacht, mal was anderes zu fotografieren, und ich bin einfach überrascht, wie "anders" das Ganze eben abläuft, dass mir das auch Spaß macht und wie gut ich das sogar kann.
Der Ablauf des Fotografierens unterscheidet sich ja wirklich enorm: Mit dem Makro bin ich eigentlich immer eher auf der Jagd. Klar liege ich da auch stundenlang auf dem Rasen oder im Gebüsch, aber in den meisten Fällen sind die Motive alles andere als geduldig, und damit meine ich nicht nur die Models, die summen und brummen und im Flug erwischt werden wollen, auch die Blumen halten dank dem hier so gut wie ständig vorhandenen Wind niemals still.. Ich kann mich bei dieser Jagd zwar absolut gut entspannen und tauche richtig ab in diese kleine Welt, aber dennoch ist da eine gewisse Hektik/Anspannung dabei irgendwie..
Dagegen fühlt sich das Stativ aufbauen, die Kamera in aller Ruhe ausrichten, die Einstellungen vornehmen und 20-120 Sekunden belichten gaaaanz anders an. Ich war glaube ich selten so tiefenentspannt und selig wie Freitagnacht. Nun haut einen so eine blaue Stunde in der Speicherstadt auch echt aus den Socken, und den Hamburger Hafen liebe ich ja sowieso seit ich denken kann. Aber diese Atmosphäre mit Langzeitbelichtungen einzufangen, das hat wirklich einen ganz besonderen Reiz und ist eben mal etwas ganz anderes als das, was ich sonst so mache..
Ich stelle mir die Frage, was Ihr von meinem Seitensprung haltet, der mir wirklich Schmetterlinge im Bauch macht (ha! die verfolgen mich!) und bin enorm gespannt, was Ihr zu den ersten Fotos sagt!
Ich sag nur so viel: Würde ich noch rauchen, ich bräuchte die Zigarette danach. *grins*
BITTE guckt Euch die ersten Bilder an (es kommen noch meeeehr) und gebt mir Feedback! Ich möchte wirklich gern wissen, wie Euch diese Aufnahmen gefallen! Ihr findet sie im Album Stadt, Land, Fluss