Schnee ist nicht gleich Schnee

24.01.2016 14:30

Schnee ist nicht gleich Schnee? Was meint sie denn da nun wieder mit?

Nun, ich rede nicht von weißen, pulverförmigen Rauschmitteln, wenn ich von verschiedenen Arten Schnee spreche, keine Sorge. Obwohl ich dieser weißen Pracht eine gewisse "berauschende" Wirkung absolut nicht absprechen kann. Nicht umsonst widme ich diesem Thema heute einen ausführlichen Beitrag (keine Angst - um Euch bei Laune und am Lesen zu halten, habe ich heute mal ein paar kleine Bilder hier mit eingebaut ;-).

Ich muss zugeben, dass sich meine Schneeliebe mit zunehmendem Alter immer mehr auf die Weihnachtszeit beschränkt (wobei einem Frau Holle DIESEN Gefallen natürlich nicht tut). Ja, es sieht wirklich schön aus, aber die größte Freude ist eigentlich, die Freude der Kinder zu sehen, die sofort mit dem Entdecken der ersten Schneeflocke einsetzt, sei sie auch noch so klein und noch so allein. Das Strahlen in den Augen meiner Tochter und die roten Wangen, wenn sie sich auch in den Hauch eines Schneeteppichs wirft und im Matsch versucht, einen Schneeengel zu machen oder aus einer Handvoll Weiß einen Makro-Schneemann baut, wärmt einem schon das Herz.

Wer aber den täglichen Arbeitsweg mit dem PkW zurücklegen muss, wird sicherlich über das Wetter der letzten Wochen nicht sehr amüsiert gewesen sein, das konnte man hier und da eindeutig rauslesen und -hören.  Aber.. hallo? Es ist nunmal Winter! Es gab mal Zeiten, da waren Schnee und Eis NORMAL zu dieser Jahreszeit! Und führten nicht regelmäßig zu Ausnahmezuständen im Straßenverkehr und Hamsterkäufen von Grundnahrungsmitteln.

Und wenn man sich mal die Zeit nimmt, rauszugehen und sich auf das Wetter einlässt.. sieht man die Welt ganz bestimmt mit anderen Augen! So wie ich neulich.

Dass eine Schneeflocke aus vielen, winzigen, wunderschönen Kristallen besteht, wusste ich sehr wohl. Aber bisher tatsächlich nur von Aufnahmen aus Makrofotografie-Gruppen oder dem Fernsehen. In freier Wildbahn war mir dieses faszinierende Phänomen noch nicht -deutlich sichtbar- begegnet, obwohl ich schon in den letzten Wintern gezielt danach Ausschau gehalten hatte (wenn sich denn mal diese seltene Gelegenheit bot).

Früher als Kind hat man (ich) auf die Schönheit einzelner Flocken, gefrorener Zweige usw. wirklich überhaupt nicht geachtet, da zählte einzig und allein der Aspekt, wie klebrig der Schnee war und wie gut er sich daher zum Bauen diverser Schneemänner, -frauen und Iglu-ähnlichen Behausungen eignete und -noch wichtiger- wie die Beschaffenheit der verschiedenen Schlittenpisten in "Klein-Tirol" aussahen, insbesondere der berühmtberüchtigten Todesbahn..

Heute sehe ich Schnee tatsächlich mit anderen Augen, und seit kurzem mit absoluter Faszination. Theoretisch kenne ich Schnee zum einen als schwere, dicke, feuchte Flocken, die schnell eine dichte Schneedecke bilden und den meisten sicherlich den größten Spaß macht, weil er sich hervorragend fürs Schneemannbauen und Schlittenfahren eignet (eine Schneeballschlacht lasse ich hier mal gänzlich außer Acht, das lag mir früher schon nicht und ist heute noch weniger mein Ding, ich Memme), und herrlich unter den Sohlen knirscht beim Spaziergang, und zum anderen gibt es den feinen Pulverschnee, der einem unangenehm um die Ohren weht und sich in Ecken zu kleinen Wehen häuft, aber mit dem sich nicht wirklich etwas anfangen lässt.

Wenn ich bisher mal einzelne Flocken auf der Hand oder einem draußen platzierten Gegenstand fangen und betrachten wollte, schmolzen diese sofort zusammen oder waren schon von vornherein so "kompakt", dass die Zusammensetzung nicht wirklich erkennbar war. Jaaa, und dann kam neulich.

Frischer Schnee fiel, ich brauchte dringend ne ordentliche Portion Sauerstoff, und ein richtiger Praxistest mit der "neuen" Kamera musste auch noch her. Also nix wie raus!

Nicht nur, dass die Pflanzen mit ihrem Frostüberzug schon sehr schön anzusehen waren, DIESER Schnee war dann wirklich ein absolutes Highlight. Die Flocken, die ganz sanft vom Himmel fielen, waren so locker und luftig, dass man selbst aus Entfernung schon mit dem bloßem Auge erkennen konnte, wie sie sich aus unzähligen kleinen, unglaublich wunderhübschen Eiskristallen zusammensetzten. Je nach dem, wo sie auftrafen, verschmolzen die Kristalle innerhalb der Flocke schnell, oder sie blieben noch eine Weile in ihrem lockeren Verbund. Ein Blick durch das Makroobjektiv offenbarte dann die ganze Schönheit:

 

(Vergrößerter Ausschnitt aus einer Schneeflocke. Ein "Wimmelbild" aus vielen kleinen Eiskristallen. Könnte glatt ein Tannenbaum sein mit Stern obendrauf)

 


Es war wirklich ein unglaubliches Erlebnis, ich habe noch nie in meinem Leben vorher SO einen Schnee gesehen und gefühlt. Und ich gehe durchaus mit offenen Augen durch die Welt. Aber das war im wahrsten Sinne des Wortes wirklich ein "Naturschauspiel", ein Geschenk des Himmels. Der Schnee wurde nach und nach immer weniger und feiner, und irgendwann fielen wirklich und wahrhaftig nur noch einzelne winzige Sterne vom Himmel. Hätte es geregnet, wäre das wohl Nieselregen gewesen, denke ich, so aber schwebten zarte Eissterne auf uns herunter. Auf der Jacke, in den Haaren, überall landeten diese kleinen Schönheiten, und wenn man Glück hatte, und sie fielen auf einen Untergrund, der kalt genug war, blieben sie noch eine Weile unverändert liegen, bevor sie leider schmolzen. Der wunderschönste, perfekteste, filigranste, kleine Eisstern landete wirklich mitten auf der Nase meiner Tochter, und da selbige schon rot gefroren war, blieb er dort sogar noch so lange liegen, dass ich ihn vollkommen fasziniert eingehend betrachten konnte. Zum Fotografieren reichte es aber leider nicht. Es fällt mir wirklich schwer, dieses Erlebnis in Worten wiederzugeben und das jemandem nahe zu bringen, der nicht dabei war.

 

 

(Kleiner Eisstern in den Haaren meiner Tochter)

 

 

(Der Fotobeweis: einzelne winzige Eissterne fielen vom Himmel, statt sich zu Schneeflocken zusammenzutun. Diese hier landete auf einer Fleece-Mütze)

 

 


Ich war an diesem Tag zweieinhalb Stunden draußen und habe in der Zeit eine unfassbare Zahl an Auslösungen verballert, aber das war es wert! Es war das erste Mal in meinem (Makro)Fotografendasein, dass ich die Speicherkarte zwischenzeitlich wechseln musste. Und ich habe in meiner Kamera eine 32 GB Karte.. *grins* Natürlich ist das meiste davon Ausschuss, das war schon vorher klar. Eine 1-2 mm große Schneeflocke bei schlechten Lichtverhältnissen freihand zu fotografieren, ist wirklich extrem schwierig. Um so mehr freue ich mich über die Bilder, die gelungen sind, und das sind tatsächlich mehr als gedacht. Technisch perfekt sind sie nicht. Keines der Kristalle ist hundertprozentig scharf, und alle Bilder leiden dank der meist hohen ISO unter mehr oder weniger deutlichem Rauschen. ABER ich liebe sie trotzdem. Altbekanntes Thema. Tolles Erlebnis beim Fotografieren, hart erarbeitet und so.. Ihr wisst schon. Es sind keine wirklichen Kunstwerke.. und irgendwie eben doch. Sie zeigen -so hoffe ich- diese unglaubliche Schönheit, die da vom Himmel fiel, und ich hoffe wirklich von Herzen, dass sie Euch wenigstens so sehr begeistern oder neugierig machen, dass Ihr beim nächsten Schneefall die Hände ausstreckt, eine Flocke fangt und sie Euch gaaaaanz genau anseht!

Und jetzt - BITTE - guckt noch ins Album  Winterwunderwelt   wo Ihr neben solchen Eiskristallen auch noch neue gefrorene und ungefrorene Seifenblasen und andere kleine und große Schönheiten findet. Und die "Vom-Winterwetter-Genervten" mögen mir verzeihen.. ich freu mich, wenn es noch so frostig bleibt. Und vielleicht freut Ihr Euch dann ja auch nochmal über neue Bilder.