Rangezoomt Tours 2.0 - Tag 1

18.09.2022 19:00

Seit ich das erste Mal ein Foto von den Lübbensteinen in Helmstedt sah, stand für mich fest, das die sofort als Motiv auf meine lange Wunschliste kommen und irgendwann mal fotografiert werden müssen. Keine Ahnung, was mich daran so fasziniert, es kann nur eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit Stonehenge sein, anders kann ich es mir nicht erklären. Stonehenge für Arme sozusagen. Oder Stonehenge auf wish bestellt.. 

Als sich nun letztes Jahr noch die Gelegenheit für eine zweite kleine Fototour ergab und nachdem ich in der Nähe noch weitere lohnende Motive entdeckt hatte, war schnell klar, wohin mich diese zweite kleine Reise führen würde.

Dumm nur, dass sich pünktlich zu eben dieser der erste krasse Herbststurm über ganz Deutschland austobte. Und ratet, wo der Sturm am heftigsten war? Natürlich genau in der Ecke, die ich als mein Ziel auserkoren hatte.

Die Anfahrt gestaltete sich aufgrund des immerhin inzwischen leicht nachlassenden Sturms noch dezent abenteuerlich, aber nicht der Sturm war letztlich das größte Problem für gute Fotos: Natürlich hatte der auch reichlich Regenwolken im Gepäck. Und die sparten wirklich nicht daran, mich äußerst großzügig mit reichlich Wasser von oben, von vorn, von hinten und von der Seite zu versorgen. Der Regen flog mir zeitweise wirklich aus jeder Richtung um die Ohren.

Noch auf dem Hinweg nach Helmstedt (bzw. Harbke, wo ich mir eine kleine Unterkunft gebucht hatte), hielt ich bei einem ersten kleinen "Neben-Motiv".

Eine Windmühle in Wendhausen wollte von mir abgelichtet werden. Da es gerade nicht so stark regnete, unternahm ich auch tapfer einen Versuch. Der Wind war jedoch so stark, dass die Kamera drohte, sich mitsamt dem Stativ auf eine ungebuchte und vor allem unkontrollierte Flugreise zu begeben. Ich war sehr dankbar, dass sie das nicht tat, aber scharfe Bilder unter diesen Einflüssen zu machen, war ein sehr naiver Wunsch. Davon abgesehen, ist komplett durchgepustetes und damit unscharfes Gestrüpp, das rings um die Mühle wuchs, wirklich unattraktiv auf Bildern, und da die Wolken leider eine fast geschlossene Decke bildeten, machte auch der Himmel als Hintergrund für die eigentlich ziemlich schmucke Windmühle nicht wirklich etwas her. So brach ich meine Zelte dort bald wieder ab, und letztlich habe ich von diesem Spot später auch gar kein Bild entwickelt. 

 

 

Nach Bezug meiner kleinen Wohnung - den berühmten Katzensprung von Helmstedt entfernt - wäre mein zweites Nebenmotiv die Turmruine Harbke gewesen. Da es aber noch immer stürmte und leider auch immer wieder regnete, verzichtete ich diesmal gleich darauf, die Fotoausrüstung bei dem Besuch der Ruine aus dem Auto mitzunehmen. 

Stattdessen spazierte ich kurz zu dem Turm hoch und machte nur ein paar Handybilder. Lange aufhalten mochte ich mich dort nicht, da ich nicht scharf darauf war, von einem größeren Ast erschlagen zu werden. Und da der Sturm tags zuvor wirklich heftig gewesen war und es immer noch wirkich doll pustete (und das sage ich als Norddeutsche Deern!), traute ich den hohen und damit alten Bäumen nicht so richtig über den Weg. Ein dicker Knüppel auf meinem Kopf wäre den ganzen Fotoplänen der nächsten Tage echt nicht besonders zuträglich gewesen.. Und ich muss zugeben, soo spektakulär war dieser Bau dann leider auch gar nicht, und es wäre aufgrund der örtlichen Gegebenheiten selbst bei gutem Wetter schwierig gewesen, ein paar „besondere“ Fotos davon zu machen.

 

Da bis zum Sonnenuntergang und damit meinem Hauptspot immer noch reichlich Zeit war – und ebenso viel Hoffnung darauf, dass sich das Wetter irgendwie noch beruhigen würde bis dahin – fuhr ich zunächst zu meinem zweiten "richtigen" Spot, den ich eigentlich am nächsten Abend bei bestem Sonnenuntergangslicht festhalten wollte. Dass da jetzt zu dem Zeitpunkt am Nachmittag und bei dem Wetter noch keine Bilder möglich sein würden, war mir zwar klar, aber es schadet nie, eine Location schon frühzeitig zu erkunden, und nur in der kleinen Bude hocken und den Regentropfen dabei zusehen, wie sie die Fensterscheiben runterlaufen, wollte ich auch nicht.

Also wagte ich einen Blick auf das Paläon in Schöningen. Dieser fast komplett verspiegelte, etwas futuristisch anmutende Bau hatte es mir angetan, weil davon bei passendem Wetter und Licht ganz wunderbare und ungewöhnliche Fotos gemacht werden könn(t)en. Wenn sich der Himmel und die Wolken an der Fassade spiegeln und man den richtigen Winkel wählt, dann wird das ganze Gebäude fast unsichtbar. Faszinierend irgendwie. Ich hatte so Lust, da bildtechnisch rumzutüfteln.

 

Es wird Euch an dieser Stelle aber vermutlich nicht überraschen, dass auch dieser Besuch sehr kurz ausfiel. Und ich muss zugeben, mein Genervtheitspegel stieg allmählich proportional mit meinem Durchgeweht- und Nassgeregnet-Level an, weil ich wirklich schon mächtig durchgepustet und mehrfach nass geworden war an dem Tag und bisher kein einziges richtiges Foto gemacht hatte. HMPF!

Außerdem schwand langsam aber sicher meine Hoffnung immer mehr, dass zum Sonnenuntergang irgendwelche Bilder bei den Lübbensteinen möglich sein würden. Und dafür war ich schließlich ein paar hundert Kilometer da runter gefahren. Ab einem bestimmten Punkt wird es nunmal schwer, seinen Optimismus aufrecht zu halten. Und dieser Punkt war langsam aber sicher erreicht..

Gott sei Dank befanden sich die Spots und die Unterkunft aber alle nah beieinander, und ich würde auf jeden Fall am nächsten Abend noch eine zweite Chance haben. Denn die Lübbensteine wollte ich dem Paläon in jedem Fall vorziehen, wenn das Wetter nur ein „Shooting“ zulassen würde. Nun ja. Wenn überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt Fotografieren möglich sein würde.

Ich fuhr also wieder zurück und konnte meine Neugier nun nicht mehr zügeln. Immer noch zu früh für das gute Licht, wollte ich nun endlich mal einen Blick auf die beiden Großsteingräber in Helmstedt werfen.

Die Anlage ist (für Fotografen) wirklich bequem erreichbar, da diese an einer Kleingartenanlage liegt und sich direkt daneben (oder davor) ein Parkplatz befindet. Einmal aus dem Auto fallen mit der Kamera in der Hand und einige Schritte weiter direkt belichten.. so mag ich das. Besonders im Dunkeln.

Ich betrat also das Gelände – wieder nur mit Handy bewaffnet – um einen ersten Eindruck zu bekommen. Und was soll ich sagen? Irgendwie hatte dieser Ort etwas! Ja, es sind einfach große Steine auf einem Rasen. Aber da lag so eine Ausstrahlung.. irgendetwas Besonderes in der Luft.

 

Selbige wehte immer noch kräftig und sorgte dafür, dass der Regen gefühlt aus allen Richtungen kam. Ich würde zu gern ein kleines Video hier einbinden, aber leider ist das entweder technisch nicht möglich oder ich bin schlicht zu doof dafür. 

Anmerkung der Redaktion:

Ich habe nun keine Kosten und Mühen gescheut und habe als Notlösung zwei kleine Videos auf youtube hochgeladen. Das ist jetzt echt nichts Besonderes, nur mein windüberlagertes Gelaber (unflätige Kraftausdrücke eingeschlossen!), aber man bekommt einen kleinen Eindruck von dem Ort, der steifen Brise und dem grauen Himmel an dem Tag. Sind auch nur ein paar Sekunden lang jeweils die Filmchen. ;-)

youtu.be/oeDbvCr_I68

Bei dieser ersten Erkundung bekam ich auf jeden Fall erneut einen nassen Pelz, und besonders nervig und anstrengend war der Wind, und so suchte ich Schlau wie Schlange Schutz unter den Steinen. Ich hockte eine Weile da drunter und wartete, ob das Wetter sich endlich etwas beruhigen würde. Dass es keinen spektakulären Sonnenuntergang mehr geben würde, war ich mir natürlich längst klar, ich leide ja nicht an Realitätsverlust, aber ich wünschte mir so soo sehr, dass wenigstens der Regen endlich mal aufhören und die Wolkendecke ein kleines bisschen aufreißen würde.

youtu.be/fcLH1SIf48g

Nachdem ich eine Weile zwischen den Steinen der beiden Gräber herumgestromert war, das Hocken unter der Steinplatte mit jeder Minute unattraktiver wurde und so langsam auch die Zeit gegen mich spielte, dass sich da noch etwas tun könnte, entschied ich, die Reise in meine Unterkunft anzutreten und dabei den Umweg über den örtlichen Rewe-Markt zu nehmen, um meinen Proviant für die beiden Tage einzukaufen.

Während dieses Einkaufs vertrödelte ich dann mehr Zeit als geplant. Zum Einen über den Fragen, welche Oliven denn wohl die leckersten seien und ob ich wirklich Knabbersachen und Süßigkeiten bräuchte und zum Anderen mit dem wirklich schweren Hadern über die Wetter- und damit zwangsläufig drohende Fotopleite.

Ich hab ja schon das eine oder andere Mal echt mieses Wetter (oder andere bescheidene Bedingungen) gehabt, die mir das Fotografieren heftig erschwert haben, aber aufgegeben hatte ich bis dahin noch nie. Und letztlich wurde mein Durchhalten ja immer auch mit Bildern belohnt. Selten (bis nie) die, die ich mir vorher vorgestellt hatte, aber brauchbare, hart erkämpfte und damit geliebte Bilder. 

Aber egal wie gewillt ich war, mich selbst den widrigen Bedingungen auszusetzen, muss man eben irgendwann einsehen, dass es einfach keinen Sinn macht, so einen Fotoplan mit Gewalt umzusetzen. Erstmal wäre es schon ziemlich minderbegabt, seine wertvolle Kameraausrüstung in Regen und Sturm zu stellen und dann kämen ja letztlich dabei nicht mal annähernd brauchbare Bilder raus. Sagte ich schon HMPF?

So kam ich also das erste Mal überhaupt an den Punkt, an dem ich mir während des Räumens von Tiefkühlpizzen in einen Kofferraum, der nebenbei bemerkt keine merklich höhere Temperatur hatte als die selbigen, eingestehen musste, dass Fotografieren an dem Abend schlicht und ergreifend nicht mehr möglich sein würde. Das fühlte sich sooo komisch und doof an. Das war nicht nur einfach Enttäuschung, das fühlte sich irgendwie an wie eine Niederlage. Dabei konnte ich ja überhaupt nichts dafür. Und es war ja nicht mal eine echte Katastrophe, denn ich war ja noch vor Ort und hatte am nächsten Abend noch eine Chance. Ich musste nur früh genug von meinen Spots am nächsten Tag zurückkehren. Das würde mich zwar etwas einschränken und knapp werden, aber das war mir das Motiv abslolut wert. Aber es bestand halt eine deutliche Diskrepanz zwischen Kopf und Bauch(gefühl)..

Während ich also maximal frustriert vom Supermarkt wegfuhr und eigentlich zur Wohnung nach Harbke wollte, denn der Magen hing inzwischen bereits ziemlich auf Höhe der Kniekehlen und die dezent feuchte Hose klebte permanent unangenehm kalt an den Beinen, bog ich dennoch nicht links ab, sondern fuhr fast ferngesteuert und ohne groß nachzudenken geradeaus über die Kreuzung und steuerte noch einmal den wenige Meter entfernten Parkplatz bei den Steinen an. Und während ich da unschlüssig im Auto saß und mich meinem Schicksal offensichtlich immer noch nicht ergeben wollte (in Foto-Niederlagen eingestehen bin ich offensichtlich maximal unbegabt)... hörte erst der Regen auf.. und dann war da zwischen den Wolken unerwartet auch noch so ein helles Licht zu sehen. Halleluja!!

Ich sah mir das einen Augenblick an und dachte mir dann: 

Ok, DAS ist jetzt Deine einzige Chance auf ein Foto!! Es regnet das erste Mal seit Stunden gar nicht, und es ist so etwas wie Himmel zu erkennen. Ich schnappte mir also kurzerhand meine Kamera und das Stativ, und da ich fest die Absicht hatte, nur ganz kurz zwei oder drei Belichtungen zu machen (auch weil ich dachte, dass es sowieso nach wenigen Minuten wieder schlechter werden würde), um überhaupt irgendwas von den Steinen mitzunehmen, rannte ich relativ kopflos auf den Hügel. Natürlich ohne erst nochmal die warmen Stiefel anzuziehen oder Mütze und Handschuhe mitzunehmen. Nun ja. Die Kamera hatte ich ja. Man muss schließlich Prioritäten setzen.

Wer mich kennt, kann sich denken, dass es – aber auch nur weil mir das Wetter vollkommen unerwartet einen riesengroßen Gefallen tat – natürlich nicht bei einigen Minuten Fotografieren blieb. Im Nachhinein muss ich wirklich über mich selbst lachen. Als wäre es nicht sonnenklar gewesen, dass ich mich – erstmal in Action – so schnell nicht losreißen konnte. Ich stürzte mich auf mein Motiv wie eine ausgehungerte Hyäne auf einen Sonntagsbraten.

Der Regen setzte wider Erwarten nicht wieder ein, und der Himmel war zwar immer noch wolkenverhangen, aber man konnte zwischendurch so etwas wie einen Sonnenstrahl erahnen, und je dunkler es wurde, desto magischer fühlte sich der Ort an. Meine Geduld wurde sogar am Ende mit einer homöopathischen Dosis Himmelsröte (oder besser -orange) belohnt.

Natürlich konnte ich dann nicht einfach aufhören und musste diese überraschende Gelegenheit nutzen, so viele Aufnahmen wie möglich zu machen, um irgendetwas Besonderes, noch irgendein tolles Foto unter diesen üblen Bedingungen von meinem Wunsch-Spot mitzunehmen.

Eineinviertel Stunden später (genaugenommen liegen zwischen der ersten und der letzten Aufnahme tatsächlich genau 77 Minuten), die sich locker doppelt so lang anfühlten, wenn man die Temperaturen und den nach wie vor heftigen Wind berücksichtigte, brach ich meine Zelte bei den inzwischen dunklen Gräbern endgültig ab. Durchgefroren, fix und fertig, aber unfassbar glücklich!

Ich brauchte zwar noch ein paar Minuten im Auto, um meine völlig tauben Füße und Hände minimal anzutauen, weil ich mit den komplett gefühllosen Extremitäten leider zunächst nicht Auto fahren konnte, aber das gab mir die Zeit, erstens ein Dankesgebet zu sprechen für die Erfindung der Sitzheizung im Allgemeinen und dem Exemplar in unserem Auto im Besonderen und außerdem meiner Familie eine ich nehme an mittelschwer euphorische Sprachnachricht zu schicken mit einer kurzen Zusammenfassung der Ereignisse. Ich gaube, mein Körper hatte eine gewisse Dosis Endorphine intus.

Endlich zurück in der kleinen Ferienwohnung nach einem wirklich langen und sehr kalten und anstrengenden Tag, stellte ich dann einen echten Rekord auf! Ihr denkt jetzt, das ist nur Gesabbel, aber ich schwöre bei Gott, ich habe noch nie, nie, niemals in meinem ganzen Leben SO lange und so heiss geduscht! 

Meine Tiefkühlpizza war ja bereits vollständig aufgetaut, nun musste ich diesen Zustand nur auch noch erreichen. Und da ich zu meinem Bedauern nicht mit meinem Abendessen zusammen in den alten Backofen passte, was mir rein temperaturtechnisch wirklich am liebsten gewesen wäre, nutzte ich halt die schöne große Dusche. Ausgiebig. Sehr ausgiebig. Sehr sehr ausgiebig. Schönen Gruß an die Airbnb Vermieter, ich habe dafür am nächsten Tag aber auf die Dusche verzichtet. 

Ich habe mich wirklich selten nach einer heißen Dusche so gut gefühlt, und selten haben eine Pizza und ein Glas Wein so köstlich geschmeckt.

Das Fazit dieses Tages ist (leider) kein Neues:

Ich habe durchgehalten. Nicht aufgegeben. Ich habe mir meine Bilder hart erkämpft. Es sind schon wieder bei weitem nicht die Fotos, die ich im Sinn hatte. Aber ich habe wieder einmal das Beste aus der Situation gemacht, was möglich war. Definitiv. 

Wieder mal muss ich also Fotos hier zeigen, mit denen ich unter normalen Umständen überhaupt nicht glücklich wäre, ja nicht einmal wirklich zufrieden. Aber es sind meine Fotos der Lübbensteine, und es war an dem Abend wirklich nicht mehr drin. Ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte, und fehlender Sonnenuntergang hin oder her.. eins dieser Bilder gefällt mir tatsächlich recht gut und wird künftig bei uns zu Hause an der Wand hängen. Als Erinnerung an einen super krassen Achterbahn-Gefühls-Fototag.

Und wenn Ihr erratet, welches der acht gezeigten Aufnahmen das ist, dürft Ihr Euch ein beliebiges Foto aus der gesamten Fotogalerie meiner Seite aussuchen und erhaltet es als kleines Poster von mir geschenkt!!
Also scheut Euch nicht, mir mal eine Nachricht zu schreiben! Die Chancen auf einen Gewinn stehen immerhin 1 zu 8!  ;-)
 

Und hier geht es endlich in die Galerie: Lübbensteine Helmstedt

 

P.S. Und mit welchen Pleiten, Pech, Pannen, Hindernissen und Widrigkeiten es am zweiten Tag meiner Mini-Fotoreise weiterging, lest Ihr in einer neuen Folge. Später mal.

 

Seit ich das erste Mal ein Foto von den Lübbensteinen in Helmstedt sah, stand für mich fest, das die als Motiv auf meine lange Wunschliste kommen und irgendwann mal fotografiert werden müssen. Keine Ahnung, was mich daran so fasziniert, es kann nur eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit Stonehenge sein, anders kann ich es mir nicht erklären. Stonehenge auf wish bestellt sozusagen. 
 
Als sich nun letztes Jahr noch die Gelegenheit für eine zweite kleine Fototour ergab und nachdem ich ganz in der Nähe noch ein weiteres lohnendes Motiv entdeckt hatte, war schnell klar, wohin mich diese kleine Reise führen würde.
 
Dumm nur, dass sich pünktlich zu eben dieser der erste krasse Herbststurm über ganz Deutschland austobte. Und ratet, wo der Sturm am heftigsten war? Natürlich genau in der Ecke, die ich als mein Ziel auserkoren hatte.
 
Die Anfahrt gestaltete sich aufgrund des immerhin inzwischen leicht nachlassenden Sturms noch dezent abenteuerlich, aber nicht der Sturm war letztlich das größte Problem für gute Fotos. Natürlich hatte der auch reichlich Regenwolken im Gepäck. Und die sparten wirklich nicht, mich äußerst großzügig mit reichlich Wasser von oben und von der Seite zu versorgen.
 
Noch auf dem Hinweg nach Helmstedt (bzw. Harbke, wo ich mir eine kleine Unterkunft gebucht hatte), hielt ich bei einem ersten kleinen Foto-Neben-Spot.
Eine Windmühle in Wendhausen wollte von mir abgelichtet werden. Da es gerade nicht stark regnete, unternahm ich auch tapfer einen Versuch. Der Wind war jedoch so stark, dass die Kamera drohte, sich mitsamt dem Stativ auf eine Flugreise zu begeben. Ich war sehr dankbar, dass sie das nicht tat, aber scharfe Bilder unter diesen Einflüssen zu machen, war ein sehr naiver Wunsch. Davon abgesehen, ist komplett durchgepustetes und damit unscharfes Gestrüpp, das rings um die Mühle wuchs, wirklich unattraktiv auf Bildern, und da die Wolken leider eine fast geschlossene Decke bildeten, machte auch der Himmel als Hintergrund für die eigentlich ziemlich schmucke Windmühle nicht wirklich etwas her. So brach ich meine Zelte dort bald wieder ab, und letztlich habe ich von diesem Spot auch gar kein Bild entwickelt. 
 
Nach Bezug meiner kleinen Wohnung, den berühmten Katzensprung von Helmstedt entfernt, wäre mein zweites Nebenmotiv die Turmruine Harbke gewesen. Da es aber noch immer stürmte und leider auch immer wieder regnete, verzichtete ich gleich darauf, die Fotoausrüstung bei dem Besuch dieser Ruine aus dem Auto mitzunehmen. 
 
Stattdessen spazierte ich kurz zu dem Turm und machte nur ein paar Handybilder. Lange aufhalten mochte ich mich dort auch nicht, da ich nicht scharf darauf war, von einem größeren Ast erschlagen zu werden. Und da der Sturm tags zuvor wirklich heftig gewesen war und es immer noch doll pustete, traute ich den hohen und damit alten Bäumen nicht so richtig über den Weg, da nicht noch einen dicken Knüppel auf meinen Kopf fallen zu lassen. Und soo spektakulär war dieser Bau dann auch nicht wirklich, und es wäre aufgrund der örtlichen Gegebenheiten selbst bei gutem Wetter schwierig gewesen, ein paar „besondere“ Fotos zu machen.
 
Da bis zum Sonnenuntergang und damit meinem Hauptspot immer noch reichlich Zeit war – und ebenso viel Hoffnung darauf, dass sich das Wetter irgendwie noch beruhigen würde bis dahin – fuhr ich zunächst zu meinem zweiten Spot, den ich eigentlich am nächsten Abend bei bestem Sonnenuntergangslicht festhalten wollte. Dass da zu dem Zeitpunkt keine Bilder möglich sein würden, war mir zwar klar, aber es schadet nie, eine Location schon frühzeitig zu erkunden, und nur in der kleinen Bude hocken und den Regentropfen dabei zusehen, wie sie die Fensterscheiben runterlaufen, wollte ich auch nicht.
 
Also wagte ich einen Blick auf das Paläon in Schöningen. Dieser fast komplett verspiegelte, etwas futuristisch anmutende Bau hatte es mir angetan, weil davon bei passendem Wetter und Licht ganz wunderbare und ungewöhnliche Fotos gemacht werden könn(t)en. 
 
Es wird nicht überraschen, dass auch dieser Besuch sehr kurz ausfiel, und ich muss zugeben, mein Genervtheitspegel stieg allmählich proportional mit meinem Durchgeweht- und Nassgeregnet-Level an, weil ich wirklich schon mächtig durchgepustet und mehrfach nass geworden war an dem Tag und bisher kein einziges richtiges Foto gemacht hatte.
 
Außerdem schwand langsam aber sicher meine Hoffnung immer mehr, dass zum Sonnenuntergang irgendwelche Bilder bei den Lübbensteinen möglich sein würden. Und dafür war ich schließlich ein paar hundert Kilometer da runter gefahren.
 
Gott sei Dank befanden sich die Spots und die Unterkunft alle nah beieinander, und ich würde auf jeden Fall am nächsten Abend noch eine zweite Chance haben. Denn die Lübbensteine wollte dem Paläon in jedem Fall vorziehen, wenn das Wetter nur ein „Shooting“ zulassen würde. Nun ja. Wenn überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt Fotografieren möglich sein würde.
 
Ich fuhr also wieder zurück und konnte meine Neugier nun nicht mehr zügeln. Immer noch zu früh für das gute Licht, wollte ich nun endlich mal einen Blick auf die beiden Großsteingräber in Helmstedt werfen.
 
Die Anlage ist (für Fotografen) wirklich bequem erreichbar, da diese an einer Kleingartenanlage liegt und sich direkt daneben (oder eher davor) ein Parkplatz befindet. Einmal aus dem Auto fallen mit der Kamera in der Hand und einige Schritte weiter direkt belichten.. so mag ich das. Besonders im Dunkeln.
 
Ich betrat also das Gelände – wieder nur mit Handy bewaffnet – um einen ersten Eindruck zu bekommen. Und was soll ich sagen? Irgendwie hatte dieser Ort etwas. Ja, es sind einfach große Steine auf einem Rasen. Aber da lag so eine Ausstrahlung.. irgendetwas Besonderes in der Luft.
 
Selbige wehte immer noch kräftig und sorgte dafür, dass der Regen gefühlt aus allen Richtungen kam. Ich würde zu gern ein kleines Video hier einbinden, aber leider ist das entweder technisch nicht möglich oder ich bin schlicht zu doof dafür. 
 
Anmerkung der Redaktion:
Ich habe nun keine Kosten und Mühen gescheut und habe als Notlösung zwei kleine Videos auf youtube hochgeladen. Das ist jetzt echt nichts Besonderes, aber man bekommt einen Eindruck von der steifen Brise und dem grauen Himmel an dem Tag. Sind auch nur ein paar Sekunden lang jeweils die Filmchen.
 
https://youtu.be/oeDbvCr_I68
 
Bei dieser ersten Erkundung bekam ich auf jeden Fall erneut einen nassen Pelz, und so suchte ich Schlau wie Schlange Schutz unter den Steinen. Ich hockte eine Weile da drunter und wartete, ob das Wetter sich endlich etwas beruhigen würde. Dass es keinen spektakulären Sonnenuntergang mehr geben würde, war ich mir natürlich klar, ich leide ja nicht an Realitätsverlust, aber ich wünschte mir soo sehr, dass wenigstens der Regen endlich mal aufhören und die Wolkendecke ein kleines bisschen aufreißen würde.
 
https://youtu.be/fcLH1SIf48g
 
 
Nachdem ich eine Weile zwischen den Steinen der beiden Gräber herumgestromert war, das Hocken unter der Steinplatte mit jeder Minute unattraktiver wurde und so langsam auch die Zeit gegen mich spielte, dass sich da noch etwas tun könnte, entschied ich, die Reise in meine Unterkunft anzutreten und dabei den Umweg über den örtlichen Rewe-Markt zu nehmen, um meinen Proviant für die beiden Tage einzukaufen.
 
Während dieses Einkaufs vertrödelte ich dann mehr Zeit als geplant. Zum Einen über den Fragen, welche Oliven denn wohl die leckersten seien und ob ich wirklich Knabbersachen bräuchte und zum Anderen mit dem schweren Hadern über die Wetter- und damit zwangsläufige Fotopleite.
 
Ich hab ja echt schon das eine oder andere Mal mieses Wetter (oder andere bescheidene Bedingungen) gehabt, die mir das Fotografieren heftig erschwert haben, aber aufgegeben hatte ich bis dahin noch nie. Und letztlich wurde mein Durchhalten immer auch mit Bildern belohnt. Selten die, die ich mir vorher vorgestellt hatte, aber brauchbare, hart erkämpfte und damit geliebte Bilder. 
 
Aber egal wie gewillt ich war, mich selbst den widrigen Bedingungen auszusetzen, muss man eben irgendwann einsehen, dass es einfach keinen Sinn macht, so einen Fotoplan mit Gewalt umzusetzen. Erstmal wäre es schon ziemlich minderbegabt, seine wertvolle Kameraausrüstung in Regen und Sturm zu stellen und dann kämen ja letztlich nicht mal annähernd brauchbare Bilder dabei raus.
 
So kam ich also das erste Mal überhaupt an den Punkt, wo ich mir während des Räumens von Tiefkühlpizzen in einen Kofferraum, der keine merklich höhere Temperatur hatte als die selbigen, eingestehen musste, dass Fotografieren an dem Abend schlicht und ergreifend nicht mehr möglich sein würde. Das fühlte sich sooo komisch und doof an. Das war nicht nur einfach Enttäuschung, das fühlte sich irgendwie an wie eine Niederlage. Dabei konnte ich ja überhaupt nichts dafür. Und es war ja nicht mal eine Katastrophe, denn ich war ja noch vor Ort und hatte am nächsten Abend noch eine Chance. Ich musste nur früh genug von meinen Spots am nächsten Tag zurückkehren. Aber da bestand halt eine deutliche Diskrepanz zwischen Kopf und Bauch(gefühl)..
 
Während ich also maximal frustriert vom Supermarkt wegfuhr und eigentlich zur Wohnung nach Harbke wollte, denn der Magen hing inzwischen ziemlich in der Kniekehle und die leicht nasse Hose klebte unangenehm kalt an den Beinen, bog ich dennoch nicht links ab, sondern fuhr fast ferngesteuert und ohne groß nachzudenken geradeaus über die Kreuzung und steuerte noch einmal den wenige Meter entfernten Parkplatz bei den Steinen an. Und während ich da unschlüssig im Auto saß und mich meinem Schicksal offensichtlich immer noch nicht beugen wollte (in Foto-Niederlagen eingestehen bin ich offensichtlich ziemlich unbegabt)... hörte erst der Regen auf.. und dann war da zwischen den Wolken unerwartet auch noch so ein helles Licht zu sehen. Halleluja!!
 
Ich sah mir das einen Augenblick an und dachte mir dann: 
Ok, das ist jetzt Deine einzige Chance auf ein Foto. Es regnet das erste Mal seit Stunden gar nicht, und es ist so etwas wie Himmel zu erkennen. Ich schnappte mir also kurzerhand meine Kamera und das Stativ, und da ich fest die Absicht hatte, nur ganz kurz zwei oder drei Belichtungen zu machen (auch weil ich dachte, dass es sowieso nach wenigen Minuten wieder schlechter werden würde), um überhaupt irgendwas von den Steinen mitzunehmen, rannte ich relativ kopflos auf den Hügel. Natürlich ohne erst nochmal die warmen Stiefel anzuziehen oder Mütze und Handschuhe mitzunehmen. Nun ja.
 
Wer mich kennt, kann sich denken, dass es – aber auch nur weil mir das Wetter vollkommen unerwartet einen riesengroßen Gefallen tat – natürlich nicht bei einigen Minuten Fotografieren blieb. Im Nachhinein muss ich wirklich über mich selbst lachen. Als wäre es nicht sonnenklar gewesen, dass ich mich – erstmal in Action – so schnell nicht losreißen konnte. Ich stürzte mich auf mein Motiv wie eine ausgehungerte Hyäne auf einen Sonntagsbraten.
 
Der Regen setzte wider Erwarten nicht wieder ein, und der Himmel war zwar immer noch wolkenverhangen, aber man konnte zwischendurch so etwas wie einen Sonnenstrahl erahnen, und je dunkler es wurde, desto magischer fühlte sich der Ort an. Meine Geduld wurde sogar am Ende mit einer homöopathischen Dosis Himmelsröte (oder besser -orange) belohnt.
 
Natürlich konnte ich dann nicht einfach aufhören und musste diese überraschende Gelegenheit nutzen, so viele Aufnahmen wie möglich zu machen, um irgendetwas Besonderes, noch irgendein tolles Foto unter diesen üblen Bedingungen von meinem Wunsch-Spot mitzunehmen.
 
Eineinviertel Stunden später (genaugenommen liegen zwischen der ersten und der letzten Aufnahme genau 77 Minuten), die sich locker doppelt so lang anfühlten, wenn man die Temperaturen und den nach wie vor heftigen Wind berücksichtigte, brach ich meine Zelte bei den inzwischen dunklen Gräbern endgültig. Durchgefroren, fix und fertig, aber unfassbar glücklich!
 
Ich brauchte zwar noch ein paar Minuten im Auto, um meine völlig tauben Füße und Hände minimal anzutauen, weil ich mit den komplett gefühllosen Extremitäten leider nicht Auto fahren konnte, aber das gab mir die Zeit, erstens ein Dankesgebet für die Erfindung der Sitzheizung im Allgemeinen und meinem Exemplar im Besonderen zu sprechen und zweitens meiner Familie eine ich nehme an euphorische Sprachnachricht zu schicken mit einer kurzen Zusammenfassung der Ereignisse. 
 
Endlich zurück in der kleinen Ferienwohnung nach einem wirklich langen und sehr kalten und anstrengenden Tag, stellte ich dann eine Rekord auf. Ihr denkt, das ist jetzt nur Gesabbel, aber ich schwöre bei Gott, ich habe noch nie, nie, niemals in meinem Leben SO lange und so heiss geduscht! 
 
Meine Tiefkühlpizza war ja bereits vollständig aufgetaut, nun musste ich diesen Zustand auch noch erreichen. Und da ich zu meinem Bedauern nicht mit meinem Abendessen zusammen in den alten Backofen passte, was mir rein temperaturtechnisch wirklich am liebsten gewesen wäre, nutzte ich halt die schöne große Dusche. Ausgiebig. Sehr ausgiebig. Sehr sehr ausgiebig. Ich habe mich wirklich selten nach einer Dusche so gut gefühlt, und selten haben eine Pizza und ein Glas Wein so köstlich geschmeckt.
 
Das Fazit dieses Tages ist (leider) kein Neues:
Ich habe durchgehalten. Nicht aufgegeben. Ich habe mir meine Bilder hart erkämpft. Es sind schon wieder bei weitem nicht die Fotos, die ich im Sinn hatte. Aber ich habe wieder einmal das Beste aus der Situation gemacht, was möglich war. Definitiv. 
 
Wieder mal muss ich also hier Fotos hier zeigen, mit denen ich unter normalen Umständen überhaupt nicht glücklich wäre, ja nicht einmal zufrieden. Aber es sind meine Fotos der Lübbensteine, und es war an dem Abend wirklich nicht mehr drin. Ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte, und fehlender Sonnenuntergang hin oder her.. eins dieser Bilder gefällt mir tatsächlich recht gut und wird künftig bei uns zu Hause an der Wand hängen. Als Erinnerung an einen super krassen Achterbahn-Gefühls-Fototag.
 
Und wenn Ihr erratet, welches der acht gezeigten Aufnahmen das ist, dürft Ihr Euch ein beliebiges Foto aus der gesamten Fotogalerie meiner Seite aussuchen und erhaltet es als kleines Poster von mir geschenkt!!
 
Also scheut Euch nicht, mir mal eine Nachricht zu schreiben! Die Chancen auf einen Gewinn stehen immerhin 1 zu 8! 
 
Und hier geht es in die Galerie: 
 
 
 
 
P.S. Und mit welchen Pleiten, Pech, Pannen, Hindernissen und Widrigkeiten es am zweiten Tag meiner Mini-Fotoreise weiterging, lest Ihr in einer neuen Folge.