Mission Leuchtturm und Milchstraße..

03.09.2022 12:15

.. erfüllt!!

 

Seit ich bei meinem ersten Besuch dort nach vielen Jahren im letzten Sommer einen grandiosen Abend mit einem wirklich epischen Sonnenuntergang und vor allem der herrlichen Ruhe und wunderbaren Luft in den Salzwiesen rund um den Leuchtturm Westerhever genießen durfte, zog es mich ja nun schon mehrfach wieder zum Fotografieren und Durchatmen da „oben“ hin. Vor allem aber hatte ich mir fest in den Kopf gesetzt, im Sommer unbedingt mal die Milchstraße zusammen mit dem Leuchtturm abzulichten.

 

Dass das schon rein technisch eine echte Herausforderung werden würde, wenn man wie ich nur ein einzelnes Foto machen und das Bild nicht mit Hilfe mehrerer Belichtungen hinterher am PC zusammen setzen möchte, war eh klar. Die beiden Lichtsituationen Milchstraße und helle Beleuchtung des Turms sind extrem gegensätzlich und schwer auf einem Bild zu vereinen, wenn man sich eben nicht dem Hilfsmittel mehrerer unterschiedlich belichteter Aufnahmen bedienen möchte.

 

Dann kommt natürlich noch erschwerend hinzu, dass man dafür auch die passenden „äußeren“ Bedingungen braucht. Also schlichtweg Zeit haben muss, da hoch zu fahren (oder besser noch, am nächsten Tag nicht zur Arbeit zu müssen, weil es nämlich furchtbar spät oder eher früh wird, bis man wieder zu Hause ist), das richtige Wetter sein muss (so wolkenlos wie möglich) und der Stand der Milchstraße ja überhaupt erstmal passend sein muss, usw.

 

Dank der genialen App photopills plane ich meine Spots ja immer schon sehr gut durch. Sonnenauf- und -untergangszeiten, Stand der Sonne, Stand der Milchstraße usw. lassen sich für jeden Tag und jede Uhrzeit für jeden Ort haargenau vorhersagen. Das ist echt mega hilfreich und wichtig. Besonders, wenn man zum Fotografieren mal eben 100 km fährt (einfache Strecke) und nicht wie neulich kurz im Nachbardorf sein Stativ aufbaut.

 

Und was ich habe jetzt gerade nicht aufgezählt? Leider habe ich nämlich vor einigen Wochen, als ich den ersten Versuch unternahm, dieses Wunschbild umzusetzen, etwas ganz wichtiges außer Acht gelassen bei meiner ach so tollen Planung.

 

Der Stand der Milchstraße war perfekt, das Wetter war perfekt, und als Bonbon oben drauf war auch noch der Höhepunkt der Perseiden an dem Abend. Es sollte also Leuchtturm mit Milchstraße und zahlreiche Sternschnuppen geben..

 

Was es stattdessen gab, war ein phantastischer schön anzusehender Mondaufgang! Des Vollmonds! Aaaarrrrggg! 

Einfach mal die Mondphase völlig stümperhaft außer Acht gelassen. Was für ein fataler Anfängerfehler! Der Abend brachte dann einen schönen Spaziergang in den Salzwiesen im hellen Mondlicht. Nicht nur die Milchstraße war nicht, aber auch wirklich gar nicht, zu sehen, es waren nicht einmal viele Sterne zu erkennen, so hell erleuchtete der riesige Vollmond den Nachthimmel. Und dementsprechend war auch von den hundert Sternschnuppen so gut wie nichts zu sehen. Für diesen nächtlichen Spaziergang brauchten wir keine Taschenlampe, denn der Mond tauchte die Salzwiesen rund um den Leuchtturm in Flutlicht wie die Strahler ein Fußballstadion. Meine liebste Fotofreundin und ich warfen Schatten in der Nacht!

 

So war das zwar ein „netter“ Abend, aber nett ist bekanntlich der kleine Bruder von Scheisse, und so habe ich zum allerersten Mal überhaupt nach einer Fototour nicht ein einziges Bild entwickelt. Es lohnte einfach nicht.

 

Und die Moral von der Geschicht: vergiss den Mond bei der Planung nicht!

 

Nun wagte ich aber vor Kurzem einen zweiten Versuch. Mächtig aufgeregt, weil einfach keiner meiner Fotofreunde mich begleiten konnte und ich im Stockfinstern komplett allein da in den Wiesen herumspazieren wollte. Ich wusste, wie sehr ich mich gruseln würde, aber ich wollte dieses Bild einfach unbedingt machen.

 

Dankbarerweise erbarmte sich in letzter Sekunde mein Göttergatte, mich – bewaffnet mit Campingstuhl und Bierchen – ausnahmsweise zu begleiten zum Sternegucken. Das war zwar eine sehr ungewohnte und auch irritierende Situation, da alle anderen noch und wieder Anwesenden eben ein Stativ trugen und keinen Klappstuhl, aber auch ein schönes Erlebnis. Ich bilde mir ein, dass die Begleitung nicht nötig gewesen wäre (war es doch so faszinierend vor Ort und die Dunkelheit gar nicht beängstigend), aber so konnte ich mich wirklich total entspannt aufs Fotografieren konzentrieren, ohne mich vor Meuchelmördern, Kameradieben oder dem Buschekeckmann zu fürchten (die ja bekanntermaßen zu Hauf nachts ihr Unwesen mitten in der Wallachai treiben).

 

Der Sternenhimmel, der sich uns bot, war absolut beeindruckend! Die Milchstraße war mit bloßem Auge schon deutlich vor der besten Zeit zu sehen, als es noch gar nicht richtig dunkel war. Und bereits bei der allerersten Belichtung, als ich nur mal schauen wollte, wie der Standort so ist, was schon geht oder noch nicht, erwischte ich direkt eine dicke Sternschnuppe.

 

Wir wanderten langsam den großen Rundweg entlang auf den Leuchtturm zu, und während dieser Zeit machte ich tatsächlich schon die besten Bilder. Ich war davon ausgegangen, dass der Standpunkt auf der anderen Seite am Leuchtturm vorbei besser geeignet wäre, aber vom Stockenstieg aus wurde es unmöglich, noch vernünftige Fotos zu machen. Zwar schien die Milchstraße dann am hellsten, weil es inzwischen komplett dunkel war, aber der Leuchtturm blendete dann zu extrem, und auch vom Aufnahmewinkel war es ungünstiger als gedacht. Wäre ich allein gewesen, wäre ich definitiv wieder umgedreht und zurückgelaufen auf die andere Seite und hätte von da noch ein paar Bilder aufgenommen, aber da ich die Geduld meines frierenden Bodyguards nicht überstrapazieren wollte, verzichtete ich darauf. So sind zwar noch einige Bilder entstanden, aber die sind technisch echt mau. Dafür war der Rückweg dann bei weitem nicht so ungemütlich, als hätte ich ohne mit Campingstuhl bewaffneter Begleitung dort durch die Wiesen gemusst und über den riesigen, dunklen, tiefen und bedrohlichen Pril. Und die Erleichterung darüber überwog die Tatsache, dass ich etwas Potential für noch bessere Bilder verschenkt hatte.

 

Aus den Gegebenheiten vor Ort habe ich an dem Abend glaube ich wirklich das Beste gemacht. Es war ein wundervoller, beeindruckender Abend, und ich habe richtig geile Bilder mitgebracht! Wenn man andere veröffentlichte Fotos betrachtet und weiß, wie viele von denen aus teilweise zig Aufnahmen zusammengesetzt sind und man bedenkt, dass meine Ausbeute alles Einzelaufnahmen sind, dann brauchen die den Vergleich nicht scheuen. Im Gegenteil, ich finde, die können sich sogar echt sehen lassen.

 

Auch wenn da natürlich ganz viel Emotionen reinspielen, wenn ich mir diese Bilder ansehe, denke ich, auch der objektive Betrachter sollte sein „Vergnügen“ daran haben. Hoffe ich jedenfalls sehr. Meine Mission, genau dieses Bild umzusetzen, habe ich für mich auf jeden Fall erfüllt.

Die entstandenen Fotos findet Ihr im Album Leuchtturm Westerhever